Sonntag, 15. Februar 2015

Die Messe aller Zeiten

In der Messe verflüchtigen sich Zeit und Raum; wir stehen im ewigen "Heute" Gottes. Unsere Messe ist ja die gleiche wie diejenige, die in der Hütte der Brüder, der Eskimos, oder unter der Tropensonne Ugandas gefeiert wird. Vom gesamten Erdenrund aus gesehen, beginnt immer eine Messe, sobald eine andere beendigt ist: 300000 Messen ungefähr reihen sich während der 86000 Sekunden, die den 24 Stunden des Tages entsprechen, aneinander an.

Heute brechen wir das Brot wie einst der heilige Paulus in Troas, wie der heilige Johannes mit Maria, die er zu sich genommen hatte. Wir sagen Dank wie der heilige Polykarp und der heilige Cyprian. Wir bekennen denselben Glauben, den die heiligen Martyrer unter ihren Folterinstrumenten bekannten. Wir genießen dieselbe "Eucharistie", aus der sie die Kraft schöpften, ihren Leib zu opfern und ihr Blut zu vergießen aus Liebe zu Christus, der seinen Leib für uns wie für sie hingegeben, sein Blut für uns wie für sie vergossen hat.

Unser Vater im Himmel hört unser Gebet zur gleichen Zeit wie das ihrige, zu gleicher Zeit wie das der Christen, die uns eines Tages ablösen werden, damit wir die Messe im Himmel feiern können. Wenn wir längst fast alle von diesem Schauplatz verschwunden sein werden, wird vielleicht eines der jetzt unter uns weilenden Kinder ein ehrwürdiger Priestergreis mit gebleichtem Haupte sein, der vor Christen, die jetzt noch garnicht geboren sind, das gleiche Hochamt präsidieren wird, das wir heute gesungen haben.

Und nach so und so vielen Jahrhunderten wird nach dem Ratschlusse Gottes die Kirche die Liturgie unserer heutigen Messe, höchstens mit einigen unwichtigen Änderungen, welche die entschwundenen Jahrhunderte kennzeichnen, wiederholen. Das "Amen" kommender Geschlechter, wird fortklingen als Echo des unsrigen.

So beherrscht unsere Messe die Jahrhunderte; die Erde wird zum gewaltigen Altare, auf dem Christus und seine Glieder Gott ein ewiges Lobopfer darbringen. Die erlöste Menschheit stellt, wie der heilige Augustinus sich ausdrückt, nur noch einen einzigen Menschen dar, dessen Gebet bis ans Ende der Zeiten dauert.


Georges Chevrot: Unsere Heilige Messe - Ihr Werden und ihre Auswertung; Benziger Verlag Einsiedeln/ Köln AD 1952 (frz. Erstausgabe 1942); S. 410f


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